Raffael Winkler

Costa Rica, Sozialdienst 2020

Auslandsdienst? Was ist das eigentlich? Diese Frage stellte ich mir bereits zum ersten Mal im Jahr 2018 als ich zufällig auf diesen stieß. Ich befand mich gerade in einer fünfjährigen Tourismusausbildung und überlegte bereits, was ich nach Abschluss der Matura beruflich und privat unternehmen könnte, wenn da nicht nur dieser verpflichtende Zivildienst wäre. Verflixt! 

Zum Glück entdeckte ich, dass es noch eine viel interessantere Alternative zum Bundesheer in Österreich gab. Ein Jahr im Ausland zu leben, dort neue Kulturen, Länder und Menschen kennenzulernen hörte sich nicht nur grandios an, sondern stellte sich auch im Nachhinein als Volltreffer heraus. 

Im Jahr 2020 startete ich meinen Auslandsdienst an der Tropenstation La Gamba in Costa Rica. Die Tropenstation ist eine Forschungsstation der Universität Wien und befindet sich direkt im Regenwald der Österreicher am Rande des Nationalparks Piedras Blancas. Auf 10 Monate wortwörtlich im Dschungel leben war ich beim besten Willen nicht gut genug vorbereitet und so erlebte ich in meinen ersten Wochen so einige Abenteuer. Diese reichten von den Begegnungen mit Tieren (Agutis, Schlangen, usw.) und Pflanzen über sehr ungewöhnliche Arbeiten im Regenwald bis hin zum Eintauchen in die neue costa-ricanische Mentalität… zusammengefasst kann man sagen, es war alles anders. Mit der Zeit lebte ich mich ein und durfte in den darauffolgenden neun Monaten an dem Wiederbewaldungsprojekt COBIGA mitarbeiten. Außerdem unterstützte ich die Tropenstation bei wissenschaftlichen Arbeiten, kümmerte mich um die Betreuung von Studierenden und Wissenschaftler*innen vor Ort, managte die sozialen Medien und war der erste Ansprechpartner für alle Besucher*innen, denen ich bei Führungen die Tropenstation näher erklärte. 

In meinem letzten Monat wendete sich das Blatt nochmals und ich wechselte spontan meine Einsatzstelle nach Guatemala, wo ich meinen Dienst an der Casa hogar estudiantil ASOL vollendete. In diesem Internat in Guatemala Stadt durfte ich mich auf spielerische Art und Weise um die Freizeitgestaltung der Kinder kümmern, machte mit ihnen gemeinsam Sport, kümmerte mich um den Garten und half bei den Hausaufgaben und beim Englischlernen. 

Wo bin ich jetzt und würde ich den Auslandsdienst empfehlen? 

Ich kann jedem, der das Unbekannte nicht scheut, gerne neue Erfahrungen machen möchte und eine einmalige, lebensverändernde Zeit in jungen Jahren erleben möchte, den Auslandsdienst nur wärmstens ans Herz legen. Mit Anfang 20 ein Jahr im Ausland zu leben und sich allein in fernen Kontinenten zurechtfinden zu müssen, bringt einen nicht nur persönlich auf das nächste Level, sondern man beginnt sich ebenfalls mit wichtigen Themen aller Art zu beschäftigen. Ich begann meine Einstellung und meine Glaubenssätze von daheim zu hinterfragen und stellte mir die Frage: “Ist die Art wie wir in der westlichen Welt leben und groß geworden sind wirklich so wie auch der Rest der Welt die Welt sieht?” Ich kann diese Antwort schon einmal vorwegnehmen: Nein! Es gibt da draußen so viel zu erleben, jedes Land ist anders und wenn man sich in so einem länger aufhält und mit den Einheimischen zusammen unter einem Dach lebt und arbeitet, lernt man viel über sich selbst. Dies wiederum öffnete neue Perspektiven und Möglichkeiten und man beginnt sich neue Fähigkeiten anzueignen. 

Zusammengefasst lässt sich behaupten, dass ich viele tolle Erfahrungen gemacht habe, wunderbare Menschen aus Costa Rica und aus ganz Mittelamerika kennengelernt habe und dass sich mein Bezug zu Natur und Umwelt durch meinen Auslandsdienst in Costa Rica und Guatemala positiv verändert hat. In diesem Sinne Ciao und Pura Vida, Raffael