Josef Kurzmann

El Salvador, Sozialdienst 2021

Mein Name ist Josef Kurzmann, ich bin 21 Jahre alt und komme aus Fernitz-Mellach in der Steiermark. Dort bin ich auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe auch an einer landwirtschaftlichen Schule maturiert. Über eine Freundin habe ich von der (katholischen) Gemeinschaft Offenes Herz erfahren und fühlte mich dabei sofort angesprochen. Nach einer längeren Zeit der vereinseigenen Vorbereitung flog ich gemeinsam mit Paul Eberhart am 03. Oktober 2021 nach El Salvador. Dort erwarteten mich meine neuen Gemeinschaftsgeschwister: Joanna aus Polen, Luz aus Argentinien und Selen aus der Türkei, ganz abgesehen von der starken Hitze und der wunderschönen Landschaft, die uns sofort aufgefallen sind.

Am ersten Tag schon beim Ankommen in dem Elendsviertel in der Hauptstadt, das dann für viele Monate mein Zuhause war, fühlte ich Zuwendung und Herzenswärme bei meinem Empfang. Die Kinder wurden meine ersten Freunde und Spielkameraden dort. Zurückblickend waren diese auch meine großen Lehrer*innen, wenn es um Sprache, Geduld, Vertrauen, Einfachheit und Eigenheiten in der Kultur geht. Besonders in den Anfangswochen ergab sich oft die Chance zu einer Runde Uno, Abfangen oder Monopoly. Wenn ich heute zurückdenke, sind genau daraus so viele wunderbare Freundschaften hervorgegangen. Das Schöne an der Mission mit Offenes Herz ist das Menschliche.

Langsam wurden meine Freund*innen dann älter, ich meine, ich besuchte nach einigen Wochen dann schon vermehrt Jugendliche, später Erwachsene und Familien und gegen Ende meiner Mission dann die Alten und Schwachen. Generell habe und wollte ich sie alle am liebsten jeden Tag besuchen und dieser Effekt hat sich einfach durch die Empathie und die fortlaufenden Verbesserungen meines Spanisch ergeben. Alle diese kleinen Treffen waren immer in der Einfachheit des Charismas von Offenes Herz, das schlicht und einfach die Gegenwart ist, die ich dort umsonst geschenkt habe. Genau jene Gegenwart, die dem Menschen ein Gegenüber gibt; ich hörte zu, schaute hin und versteckte mich nicht. Wir, als internationale, kleine Haus-Gemeinschaft, sind so oft dem Leid begegnet: Als Don Jeppe (95) verstorben ist, als Uli (19) seinen Job verlor, als unser Nachbar Fernando (8) uns seine Narben zeigte, die er durch die Gewalt seiner Großmutter und seiner Spielkameraden tragen muss und auch als Danilo (38) ins Gefängnis gebracht wurde. Wir durften mit Virginia beten und ihr ganz kleine Worte des Trostes zuflüstern, als ihre Enkelin verstorben ist. Zugleich durften wir auch Momente der Freude teilen, feiern und lachen mit Alt und Jung, bei Geburtstagsfesten oder gerade Spaß an den kleinen Dingen haben.

So wird diese Zeit für mich in unvergesslicher Erinnerung bleiben und mich im Nachdenken darüber noch weiter prägen. Ich durfte lernen zu verzeihen, geduldig zu sein, zu vertrauen, auszuruhen und mich auszupowern, Spanisch zu sprechen und zu verstehen, auch zu betrachten und tiefer zu beten. In der Begegnung, wo es um Liebe, geliebt werden und Annehmen, angenommen werden geht, liegt ein wunderbarer Schatz, oft schlummernd, aber es ist möglich ihn aufzuwecken, in den Freunden aus diesem fremden, fernen Land, in dir, in mir.

Heute profitiere ich von meinem Dienst, weil sich geben immer Früchte bringt. Ich kann das, was passiert ist gar nicht für mich behalten und erzähle davon, sinne darüber nach. Ehrlich gesagt ist meine Missionsdienstzeit dort zu einem Schlüssel-Puzzleteil in meinem Leben geworden und es wird sich bestimmt noch zeigen, in welche Richtung es für mich weitergehen wird.

Ich arbeite zurzeit am heimatlichen Betrieb hauptsächlich in der Direktvermarktung und in der Forstarbeit. Mit Anfang März beginne ich in Graz das Studium Geowissenschaften. 

Gracias a Dios por el tiempo en El Salvador!